Worte zur Woche 

Verbunden bleiben

Ich erinnere mich an Menschen, die mal da waren.

Opa, der sich sonntags eine Zigarre gönnte. Ruth, die Vögel liebte.

Abraham, der in die Sterne schaute und sich auf unbekannte Wege wagte.

Elke K., der man gut Geheimnisse anvertrauen konnte.

Herr B., mit dem ich manchmal hart diskutierte.

Anne Frank im Konzentrationslager. Oma, der ich ähneln soll und die ich nicht kannte. Herr H., der ein guter Angler war. Conny mit ihrem Akkordeon. Mama, die ihren Garten liebte. Frau N. mit der keck hochgeschobenen Brille.

Jesus, der Brot und Wein teilte. Herr B. mit den vielen Kakteen auf der Fensterbank. Papa, der so gerne Traktor fuhr.   

Paulus, der in seiner Schwäche Gottes Stärke entdeckte.

Herr H., wie er oft am Fluss saß und hinüber ans andere Ufer schaute. Valeri, der im Garten Weinstöcke pflanzte. Uroma, die eine starke Frau war.

Jemand hat mal gesagt: Wir sind verbunden. Wir sind ein Netz durch die Zeit. Gespannt zwischen Gestern und Morgen, zwischen Hier und Dort. Ein Netz in die Ewigkeit. 

 

Morgen ist Ewigkeitssonntag.

Wir denken an die Menschen, die verstorben sind und die wir vermissen. Auch die, die schon länger nicht mehr da sind.

Manchmal sind sie ganz lebendig bei uns. Im Traum etwa. In besonderen Momenten. Oder auch mitten im Alltag.

Mit ihrer Stimme. Mit ihrem Gesicht. Mit ihrer Eigenart.

In geheimnisvoller Nähe.

 

In der Bibel heißt es: „… auch hat Gott die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt.“(Pred.3.11)

Vielleicht bleiben wir deshalb verbunden mit den Menschen, die nicht mehr da sind:

weil wir ein Netz sind durch die Zeit. Gespannt zwischen Gestern und Morgen, zwischen Hier und Dort. Ein Netz in die Ewigkeit.

 

Elke Henning, Klinikpfarrerin in Bad Hersfeld