Die Kreissynode des Kirchenkreises Hersfeld-Rotenburg tritt normalweise im Frühjahr und im Herbst zusammen. Doch der Gebäudestrategieprozess 2026+ der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck(EKKW) machte eine Sommersynode nötig, die am Mittwochabend im evangelischen Gemeindezentrum auf dem Johannesberg zusammenkam.
Im Kern ging es darum, dass laut EKKW alle Kirchenkreise bis zum Jahresende einen Gebäudeplan erstellen müssen, in dem mitgeteilt wird, welche kirchlichen Gebäude erhalten, umgenutzt oder aufgegeben werdensollen. Zu den kirchlichen Gebäuden gehören die Kirchen selbst, Gemeinde- und Pfarrhäuser. Grund dafür ist, dass aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen und der damit einhergehenden schlechteren Finanzlage nur noch maximal 30 Prozent der kirchlichen Gebäude für Bau-Unterhaltungsmittel der Landeskirche antragsberechtigt sein sollen. Die Gebäude sind mit einem Ampelsystem gekennzeichnet: Grün bedeutet, dass für Bau- oder Sanierungsarbeiten Geld der Landeskirche beantragt werden kann. Gelb und Rot bedeuten, dass keine Mittel zur Verfügung stehen, sollte einmal eine Heizung ausfallen oder das Dach undicht werden. Für die gelben und roten Gebäude müssten dann in den Kirchengemeinden andere Wege der Finanzierung gefundenwerden.
Lebhafte Diskussionen in den Kirchengemeinden
Bereits im Vorfeld gab es lebhafte Diskussionen in den Gemeinden und der Kreissynode, denn der Entscheidungsprozess war nicht leicht. Der Kirchenkreis Hersfeld-Rotenburg hatte zeitnah eine Lenkungsgruppe unter der Leitung des Haunetaler Pfarrers Thomas Funk ins Leben gerufen, der eine der EKKW vorzulegende Entscheidung treffen sollte. „Das ist uns insgesamt gut gelungen“, sagte Thomas Funk.
Die Kreissynode hatte nun darüber abzustimmen, ob die erarbeiteten Einstufungen der kirchlichen Gebäude ihre Zustimmung finden. Zunächst stimmten die Synodalen über die einzelnen Kooperationsbezirke Rotenburg-Alheim, Wildeck-Nentershausen-Cornberg, Bebra-Ronshausen, Werratal-Landecker, Hersfeld-Mitte und Hersfeld-Südwest ab, im Anschluss über das Gesamtkonstrukt. Trotz einiger Rückfragen der Synodalen herrschte zum größten Teil Einstimmigkeit darüber, welche der Gebäude der Kirchengemeindenzukünftig zunächst „grün“ bleiben sollen.
Eine „Hausaufgabe“ der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) war es seit der Landessynode im Frühjahr 2024, dass alle 14 zugehörigen Kirchenkreise Entscheidungen darüber treffen mussten, welche kirchlichen Gebäude zukünftig aufgrund schmelzender Mittel erhalten, umgenutzt oder aufgegeben werden sollen. Aus diesem Grund hatte Präses Reinhard Kerst die Synodalen des Kirchenkreises Hersfeld-Rotenburg am Mittwoch zu einer Sondersynode im Gemeindezentrum auf demJohannesberg zusammengerufen.
Künftig sollen nur noch 30 Prozent der Gebäude antragsberechtigt für kirchliche Bau-Unterhaltungsmittel sein. „Um diese 30 Prozent zu definieren, wurde ein Ampelsystem beschlossen: Maximal 30 Prozent der Gebäude sollen auf grün stehen und damit antragsberechtigt für kirchliches Geld bleiben. Die restlichen 70 Prozent sollen zu 40 Prozent entweder umgenutzt (gelb) oder zu 30 Prozent tendenziell abgegeben werden (rot)“, erläuterte Pfarrer Thomas Funk, Vorsitzender der im Kirchenkreis eingerichteten Lenkungsgruppe, am Mittwochabend bei der Sondersynode.
„Die Kirchen bleiben Eigentümer“
Fakt sei, dass die Kirchengemeinden Eigentümer ihrer Gebäude seien und blieben, so Funk. Bei der Entwicklung der Kirche in Bezug auf Mitglieder- und Finanzentwicklung sowie des Anpassungsprozesses der Pfarrstellen sollten die Kirchengemeinden innerhalb der EKKW sich intensiv mit der Frage beschäftigen, welche der zugehörigen Gebäude tatsächlich gebraucht würden, um gute kirchliche Gemeindearbeit leisten zu können.
Die Lenkungsgruppe hatte bis zur Sondersynode einen Plan ausgearbeitet, der die kirchlichen Gebäude vom Norden bis zum Süden des Landkreises in den Blick genommen und nach dem Ampelsystem eingeordnet hat. Das Ergebnis präsentierten Thomas Funk und Martina Röhricht, Fachbereichsleitung Bau/Liegenschaften beim Kirchenkreisamt, den Synodalen.
In sechs vorbereitenden Sitzungen hatte die Lenkungsgruppe alle kirchlichen Gebäude unter die Lupegenommen und einen Gesamtplan erarbeitet. „Ich bin sehr dankbar für die offenen und konstruktiven Gespräche mit den Kirchengemeinden“, sagte Präses Reinhard Kerst, ebenfalls Mitglied der Lenkungsgruppe. „Mit der Kirche in Hillartshausen wurde erstmals im Kirchenkreis ein Gotteshaus aufgegeben“, sagte der Präses bedauernd (unsere Zeitung berichtete).
In ihrer Eröffnungsandacht sagte Hausherrin und PfarrerinSilke Kohlwes: „Als Kirche sind wir mehr als unsere Gebäude. Wir sind eine Gemeinschaft, die im Glauben anGott gemeinsam unterwegs ist.“
Von den 237 Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäusern im Kirchenkreis sollen nach dem Ergebnis der Lenkungsgruppe noch 83 erhaltungs- beziehungsweise förderungswürdig (grün) bleiben. Aufgeschlüsselt auf die sechs Kooperationsbezirke sind das 13 Gebäude im Bezirk Rotenburg-Alheim, sieben im Bezirk Wildeck-Nentershausen-Cornberg, zehn im Bezirk Bebra-Ronshausen, 15 im Bezirk Werratal-Landecker, 21 im BezirkHersfeld-Mitte und 17 im Bezirk Hersfeld-Südwest. Laut Beschluss der Landessynode im Frühjahr 2025 sollen zunächst die „grünen“ Gebäude bis zum 1. Januar 2026 an die EKKW gemeldet werden.
Große Mehrheit im PlenumNach kurzer Erläuterung durch Thomas Funk und Martina Röhricht sowie kurzen Rückfragen aus dem Plenum stimmten die Synodalen zunächst über die einzelnen Kooperationsbezirke sowie anschließend über den Gesamtplan ab. Außer beim Bezirk „Hersfeld-Mitte“ war das Votum einstimmig dafür. Bei Hersfeld-Mitte gab es drei Enthaltungen, zwei beim Gesamtbeschluss. „Dann sind alle Vorschläge mit einstimmiger oder großer Mehrheit angenommen worden“, resümierte Präses Reinhard Kerst.
Die gelben und roten Gebäude, welche die Lenkungsgruppe noch nicht abschließend kategorisiert hat, folgen später. Da bisher seitens der Landeskirche nicht abschließend geklärt ist, welche Unterschiede bei den beiden Kategorien bestehen, sagte Pfarrer Christoph Rode: „Das ist eine ganz schwierige Sache. Entweder grün oder rot. Wir sollten selbst mit Ideen an die Sache gehen und nicht auf die Landeskirche warten.“
Nach der Kirchenvorstandswahl am 26. Oktober dieses Jahres wird sich auch die Kreissynode anders zusammensetzen. „Nach der Frühjahrssynode 2026 werden wir weitersehen“, so Thomas Funk. Dann solle die Lenkungsgruppe erneut zusammengerufen werden.
(Text und Foto: Christopher Göbel, HNA/HZ)