24. Dezember Die Tür zum Garten
Das ist meine Lieblingstür. Sie führt zur Terrasse und zum Garten. An warmen Tagen freue ich mich immer, wenn ich durch diese Tür gehen kann: Da singen auch jetzt, kurz vor Weihnachten, die Vögel. Bei Schnee konnten wir im Garten schon Schlitten fahren und Schneemänner bauen. Dort ist die Hängematte im Schatten der Linde, wo ich im Sommer gerne Bücher lese. Dort schwirren an warmen Tagen die Bienen. „Nur die Harten kommen in den Garten.“ Das gilt bei uns nicht. Ich freue mich über Besuch. In unserem Garten haben wir schon große Feste gefeiert. Weinfeste für das ganze Dorf.
Auch wenn es nur ein ganz normaler Garten ohne viel gärtnerischen Einsatz ist, ist es für mich ein kleines Paradies. Es ist ein Ort der Freiheit, wo ich ganz bei mir selbst sein kann. Wenn ich so drüber nachdenke, hat diese Tür eine Doppelfunktion. Sie gibt nicht nur den Weg zu Terrasse und Garten frei, sie öffnet auch einen Weg zu mir selbst – nach innen. Ist das nicht auch der tiefe spirituelle Sinn von Weihnachten? Die Geburt Jesu Christi, in der uns Gott auf Augenhöhe begegnet, führt uns zu unserem wahren Menschsein. Ein Weg voller Liebe wird uns geöffnet. So, dass wir werden können, was wir in Wahrheit sind. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete Adventstage und frohe Weihnachten.
Pfr. Carsten Köthe, Schwarzenhasel
23. Dezember
Jeden Morgen ist bei uns hinterm Pfarrhaus „Advent“; wenn ich zum Hasenstall gehe, „Liesel“ und „Eddie“ rauslasse – so heißen unsere echten deutschen Zwergwidder. Wenn die mich schon am Küchenfenster sehen, ist Halli-Galli im Stall. Und wenn ich dann die Gittertür öffnen will, reißen sie die Hütte fast ab. Und wenn die Tür dann endlich aufgeht, dann geht auch mein Herz auf! Sie drehen fast durch vor Freude, schießen in das Außengehege und drehen ein paar Runden. Habe ich dann noch das Karotten-Frühstück dabei, brechen sie in körperlichem Jubel aus: Zwergwidder mit Bocksprüngen. Ah, ich muss der Größte für sie sein! Und wie gut das auch mir tut, so gebraucht zu werden! Jedenfalls fühlt es sich einfach großartig an, morgens so begrüßt zu werden und dieses starke Befreiergefühl zu haben.
Ich glaube, Jesus geht es vielleicht auch mit uns Menschen so. Wenn ich mich nach der tierischen Adventsbefreiung zum Beten hinsetze, Momente der Stille halte, bevor der Wahnsinn des Tages losgeht, dann meine ich Jesus zu sehen, da an meinem inneren Fenster, der kommt und mein Herz öffnen will: Raus aus deinem Stall, raus aus deinen Bedrängnissen! Es sind ja oft gar nicht die äußeren Umstände meines Lebens, die mich einzwängen, sondern die inneren: meine Ängste, tausend Sorgen und Mutlosigkeiten. Ich glaube, ich, wir Hasenfüße sollen raus auf die Wiese der Zuversicht, unsere Freudenbocksprünge machen und andere befreien, Tore und Türen in der Welt aufmachen.
Pfarrer Thorsten Waap
22. Dezember
Eigentlich schmeckt der Advent nach Glühwein. Riechen tut er nach Bratapfel und manchmal auch wie eine grobe Bratwurst mit Pommes. In diesem Jahr nicht. Der Marktplatz ist leer. Die Weihnachtsbuden haben gar nicht erst aufgemacht und auch die Tür zu meinem Lieblingscafé ist zu. So wie viele andere Türen auch. Aber die Tür zur Stadtkirche ist geöffnet.
Zugegeben, es ist viel kälter bei uns als sonst, aber hier ist es wenigstens trocken, wenn es regnet.
Und tatsächlich treffe ich mich hier mit Leuten. Neulich kam Wilfried vorbei und hat mir einen Latte Macchiato mitgebracht. Der Küster hatte auch schon einen Espresso in der Hand. Später war auch Sabine da und hat eine Kerze angezündet.
Und immer wieder kommen Menschen rein, ziehen ihren Mundschutz hoch über die Nase oder nehmen ihre beschlagenen Brillen ab, bleiben stehen und warten, bis die Gläser wieder durchsichtig sind. Die große braune Tür der Kirche ist eigentlich ständig in Bewegung.
An manchen Tagen sitze ich auch einfach nur in einer Bank, höre den Orgelschülern zu und freue mich über alles Adventliche, das durch die Kirche weht.
In diesen Momenten denke ich, es ist doch alles da.
Die Geschichten sind da. Der Stern ist da. Menschen sind da. Die, die suchen und die, die sich kümmern. An vielen verschiedenen Orten. Die Fantasie ist da, sich auf den Weg zu machen. Gemeinsam Ausschau zu halten, nach dem was trägt, auch wenn es nicht das Gewohnte ist. Die Hoffnung ist da, dass es winzige Anfänge gibt, die zur Rettung werden.
Von der Kirche aus gehe ich ein paar Schritte. Die Stadt ist lichterfroh geschmückt. Dass der Advent in diesem Jahr nur eine Kulisse ist vor den Baustellen der Welt, glaube ich nicht.
Und die schwere Kirchentür habe ich nur angelehnt, zu viele Türen sind in diesen Tagen schon verschlossen.
Pfarrer Frank-Nico Jaeger, Stadtkirchengemeinde Bad Hersfeld
21. Dezember Schiebetür – Be!
Ein gemütlicher Bummel durchs Einkaufzentrum mitten im Advent!
Das klingt unvorstellbar.
Gemütlich? Entspannt? Ruhig? – Sicher sind das Worte, die wir mit der Adventszeit im Allgemeinen verbinden. Doch niemals mit einem Einkauf im Advent! Hier muss es schnell gehen, dicht gedrängt, stressig, unter Anspannung: „Habe ich an jeden gedacht?“ „Habe ich für jeden das richtige gefunden?“ „Jetzt gibt es das nicht mehr, was sich meine beste Freundin so sehr gewünscht hat!“
Gemütlichkeit? Entspannung? Ruhe? In diesem Jahr ist ja so vieles anders. Vielleicht auch das adventliche Einkaufen?
Die Schiebetür kann ein Bild dafür sein – sie öffnet sich langsam, immer in der gleichen Geschwindigkeit, sie lässt sich nicht davon aus der Ruhe bringen, wie schnell jemand durch sie hindurch eilt. Und so könnten wir den anderen ebenfalls begegnen, den Eilenden und vor allem auch denen, die Zuhause sind: Wahrnehmen, dass da jemand ist und unsere Herzen weit für sie öffnen, wie eine Schiebetür.
Vielleicht mit einer Geste, einem freundlichen Blick, einem Lächeln, dass die Augen erreicht und für die, die zuhause bleiben kann es vielleicht eine kleine Aufmerksamkeit geben: Ein Anruf, ein „Wie geht es dir?“ oder sogar eine selbstgeschriebene Karte.
Lisa Zerr, Gemeindeassistentin St. Franziskus Bebra-Rotenburg
19. Dezember In freudiger Erwartung
Jetzt bin ich in der Klinikseelsorge im Klinikum Bad Hersfeld tätig und wenn ich an dieser Türe stehe, denke ich zurück. Vor 22 Jahren war ich in Erwartung! Der Entbindungstermin war auf den 10.12. gesetzt und ich erwartete mein erstes Kind und es kam nicht termingerecht. Diese Erwartung, dass alles so eintrifft, wie geplant, musste ich mir abschminken. Alle Berechenbarkeit war hinfällig. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich in meinen Körper hineinhorchte, um Zeichen zu erkennen, um zu spüren, wann es denn endlich soweit wäre. Doch ich spürte nichts Genaues, kein Hinweis. Ich war mir überhaupt nicht sicher. Ich staunte innerlich und konnte mir einfach nicht vorstellen, wie es kommen sollte, dass mein erstes Kind geboren werden will.
Ich denke, damals habe ich eine Seite des Advents kennengelernt, die uns alle in diesem Jahr näher rückt, da alles Selbstverständliche und die liebgewonnenen oder manchmal auch stressigen Gewohnheiten dieser Zeit weggeschoben sind.
Advent ist eine Zeit des Erwartens: Komm! Ich erwarte dich! Frei von alten Vorstellungen und Bilder, erwarte ich Gottes Kommen in unsere Zeit. Aber wie das Kommen Gottes aussehen mag und wann genau es für mich geschieht, kann ich nicht vorhersagen. Damals vor 22 Jahren habe ich mich aufmerksam darauf eingelassen und mitten in der Nacht ist mein Kind zur Welt gekommen. Einen Tag vor dem Hl. Abend waren wir Zuhause. Wir waren glücklich und dankbar. Jetzt bin ich wieder gespannt und in Erwartung. Es ist Advent!
Irene Riedl, Gemeindereferentin in der katholischen Klinikseelsorge am Klinikum Bad Hersfeld-Rotenburg
18. Dezember
Schon beim Herannahen hört man, dass sich hinter dieser Tür etwas Bewegtes verbirgt. Das große Pendel schlägt nach der einen und dann nach der anderen Seite aus. Jedes Mal klackt das Zahnrad weiter. Beim Öffnen der Tür wird der gesamte Zaubermechanismus sichtbar, in welchem von schweren Gewichten angetrieben vielfach Zahnrad in Welle greift und schließlich die Zeit oben am Kirchturm für alle sichtbar werden lässt. Alle 30 Minuten wird ein Zug ausgelöst, der die halben und vollen Stunden mit Glockenschlag auch hörbar macht.
Ruhig und gleichmäßig läuft das Räderwerk hinter der Tür, Sommer wie Winter, Tag wie Nacht. Nach 12 Stunden ist der Ausgangspunkt erreicht und genau der gleiche Ablauf beginnt. Das Gehäuse schützt das Räderwerk vor Staub und Schmutz.
Und doch lebt das Uhrwerk. Es wird von wechselnder Luftfeuchtigkeit, von Kälte und Wärme beeinflusst. Mal läuft es ein klein wenig schneller, mal zögert sich der Stundenschlag hinaus. Auch dafür haben die Schöpfer des Werks aus der Firma Weule im Jahre 1895 vorgesorgt und Stellschrauben eingebaut, mit denen Matthias Pfaff auf die Witterung reagiert. So lebt das Uhrwerk mit der Jahreszeit.
Viele hat dieses Uhrwerk schon fasziniert, Kindergartenkinder, Grundschülerinnen, Konfirmandengruppen, Erwachsene beim Gemeindefest. Wenn ich diese Tür öffne, umfängt mich Ruhe und Lebendigkeit zugleich. Die Zeit läuft sicher weiter. Aber sie endet nicht. Sie ist gefüllt und füllt sich jeden Tag neu mit Kleinem und Großen, und, bei aller Sorge, mit der Zusage „Siehe, ich verkündige Euch große Freude“, auch in diesem Advent und zu diesem Weihnachten.
Pfarrer Werner Ewald
17. Dezember Vom Teilen mit ungebetenen Gästen
Das ist die Kellertür des Pfarrhauses Oberellenbach. Durch diesen Spalt war sie wohl reingekommen, irgendwann zu Beginn des Advents, die Weihnachtsmaus aus dem letzten Jahr. Gemerkt habe ich es das erste Mal, als mein Hund im Wohnzimmer saß und unter den Schrank starrte. Aber so richtig bewusst wurde es mir erst, als ich die angeknabberte Mehltüte in der Speisekammer fand.
Wie die Maus zu mir in den ersten Stock kommen konnte, war mir ein Rätsel. Auch wie sie sich geschickt durch die zahlreichen Mausefallen hindurch wand.
Sicher ärgerte ich mich über den ungebetenen Gast, aber sie nahm wirklich nur, was sie brauchte und so gewöhnte ich mich daran, dass da hin und wieder etwas angeknabbert war, ich kleine Mäusehäufchen wegmachen musste und mein Hund gelegentlich aufgeregt durch die Wohnung lief.
So verging der Advent und es wurde Weihnachten. Und dann zwischen den Jahren, war sie auf einmal weg. Nichts war mehr angenagt, keine kleinen Häufchen, kein aufgeregter Hund, aber auch keine gefangene Maus.
Das seltsamste aber kam danach. Irgendwie fehlte mir mein ungebetener Gast, der sich heimlich durch einen Spalt in der Tür hinein und wohl auch hinaus geschlichen hatte. Und ich stellte für mich fest, dass manch ungebetener Gast nach einer gewissen Zeit willkommen ist und dass ein Spalt in der Tür sowohl Ärgernis als auch Freundlichkeit herein bringen kann.
So glaube ich, dass es wohl ein Segen sein kann, auch mit ungebetenen Gästen zu teilen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
Pfarrer Dirk Kroker, Oberellenbach
16. Dezember Womit macht man Türen auf?
Ganz klar – mit einem Schlüssel. Zu jeder Tür, zu jedem Schloss gibt´s den passenden Schlüssel. Manche sind zum Drücken, andere zum Drehen, manche groß, manche klein. Der Schlüssel zu diesem Garagentor ist eine Fernbedienung, man muss zum Öffnen noch nicht einmal aus dem Auto steigen. Praktisch!
Aber es gibt Türen, die sind gar nicht sichtbar. Türen, die wir in uns tragen. Wie sieht da der Schlüssel aus? Wie lassen wir da jemanden hinein?
Wenn wir einer netten Person begegnen, die uns freundlich anlächelt, dann hat man manchmal das Gefühl, die Tür in meinem Herzen öffnet sich. Wenn man frisch verliebt ist, wünscht man sich vielleicht, dass diese Tür besser geschlossen bliebe, man sprudelt förmlich über. Doch an manchen Tagen ist es gar nicht möglich diese kleine (oder große) Herzenstür zu öffnen.
Advent heißt Ankommen. Jesus kommt bei uns an. Er klopft an unsere Tür. Er hat keinen Zweitschlüssel in der Tasche oder hat einen Schlüsseldienst dabei, nein. Wir müssen uns bewusst entscheiden, ob wir ihm die Türe aufmachen – oder nicht. Wir haben eigentlich viel Zeit, um uns auf seine Ankunft vorzubereiten, doch kaum ist der Advent da, wird es hektisch, wir rennen von Termin zu Termin, von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt, von Geschäft zu Geschäft.
Dieses Jahr auch? Kann die gezwungenermaßen ruhigere Adventszeit dieses Jahr nicht auch was Gutes haben? Kehren wir mal wieder kräftig vor unsere Herzenstür, jeder vor seiner eigenen. Schmeißen wir den ganzen Ballast, der unser Herz beschwert raus, zumindest ein bisschen davon.
Und lassen wir die Tür angelehnt. Für ihn.
Stefan Schönberner, Gemeindereferent katholische Kirche St. Lullus Bad Hersfeld Niederaula-Kirchheim
15. Dezember
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Türen auf dem Darß begeistern mich. Nicht nur, weil sie schön sind, sondern weil jedes Motiv auf ihnen eine Bedeutung hat. Wer durch diese Tür ein- oder ausgeht, sei es als Gast oder Bewohner des Hauses, wird mit guten Wünschen begleitet:
Sei geschützt vor den Gefahren der Natur, vor allem vor Blitzschlag! Das drücken die Seitenbekleidungen mit der Raute, den Kehlen einer griechischen Säule und dem Schachbrettmuster aus.
Warm möge die Sonne dein Leben bescheinen, zeigt die obere Türfüllung, die gleichzeitig auch für den Schutz vor Feuergefahren steht.
Dein Leben sei behütet vom dreieinigen Gott, der dir Stärke schenkt. Das ist das Wichtigste, das Größte, das farbenfroheste Geschenk überhaupt: Dein Leben im Segen Gottes. Dafür steht der Tulpenstrauß im großen mittleren Türfeld, eine Abwandlung des alten Motivs vom Lebensbaum, der vor allem für die Lebenskraft steht. Aber ein heidnisches Symbol in christlichen Zeiten fanden viele anstößig. So trat an dessen Stelle der Tulpenstrauß. Die Blüten der Tulpen werden oft durch drei rote Blütenblätter dargestellt - ein Zeichen für den dreieinigen Gott und seiner Liebe zu den Menschen?
Ehre und Ruhm sind dem untergeordnet, aber natürlich nicht zu verachten. Dafür steht die Ranke mit der Blüte in der Mitte der unteren Türfüllung.
Dies ist eine Tür, die natürlich auch die Freude am Reichtum ausdrückt, der durch den Wandel von der Landwirtschaft hin zu Fischerei und Seefahrt (vgl. den Anker in der Mitte der Jahreszahl) möglich wurde. Nicht jeder konnte sich eine solche Tür leisten. Aber der Besitzer wusste und zeigte, wem er sein Leben und Wohlergehen verdankte.
Wer hier eintritt, wird ermutigt, und er wird gestärkt wieder heraustreten und seinen eigenen Weg weitergehen können. Diese Adventstür schärft meinen Blick für Gottes Segen, in dem ich geborgen bin.
Einen adventlichen Tag wünscht Ihnen Ihr Pfr. Martin Arndt, Ransbach
14. Dezember Advent – die offene Tür
Jesus Christus spricht: Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.
Ein Mensch wie eine Tür: Manche Menschen eröffnen uns neue Welten, sind wie Türen zu einem unbekannten, fremden Lebensbereich, sind Lehrer, spirituelle Anleiter, Bergführer für Dinge, die uns bisher verschlossen waren.
Jesus Christus ist solch ein Tür-Mensch; er öffnet uns die Tür ins Reich Gottes. Durch sein Leben, seine Taten, seine Mahnworte und Gleichnisse, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung bezeichnet er einen Weg, den wir gehen können. Der Weg beginnt bei ihm; er ist „die Tür“.
Manche Türen sind unscheinbar, selten benutzt, verschlossen. Jesus Christus ist eine offene, gut gekennzeichnete Tür, mit einer Einladung, einem Türschild: Komm her, tritt ein, geh durch mich hinein – in das Unaussprechliche, das Geheimnisvolle, das Ewige. „Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.“
So wie die Tür zur Matthäuskirche, leuchtend rot, mit zwei Türflügeln, groß und breit, jeden Sonntag offen. Was finden wir hinter der Tür? Ist das eine Tür, die für mich, für mein Leben irgendeine Bedeutung hat? Komm her, tritt ein, finde es heraus. Durch manche Türen musst Du einfach gehen, immer wieder. Dahinter findest Du unaussprechliche Geheimnisse, Weite, Lebendigkeit. Dahinter findest Du den Himmel.
Pfarrer Rainer Bätzing, Ev. Matthäuskirche Bad Hersfeld
12. Dezember Ofentür
„Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“
Jetzt im Winter entzünde ich gerne ein Feuer in unserem Holzofen, damit es im Haus schön warm wird. Ich höre auf das Knistern des Holzes, wenn es brennt, und erfreue mich an den hellen Flammen. Dazu dringt die Wärme, die der Ofen abstrahlt, durch meinen ganzen Körper. Es ist eine wohlige und angenehme Wärme, ein Gefühl von Geborgenheit. Nach einem langen Arbeitstag tut es gut, etwas von dieser Wärme zu spüren.
„Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“ So hat Martin Luther einmal in einer Predigt gesagt und wenn ich so vor unserem Ofen sitze, spüre ich etwas davon, was Martin Luther meinte. Die Sonnenstunden im Dezember sind rar. Morgens wird es spät hell und abends geht die Sonne früh unter. Ich sehne mich in dieser Zeit nach Licht, nach Wärme und Geborgenheit. All dies finde ich nicht nur bei unserem Ofen, sondern auch bei Gott. Seine Liebe brennt in meinem Herzen und dieses Feuer geht niemals aus. Ich muss kein Holz nachlegen, wie bei meinem Ofen zuhause. Gottes Feuer nährt sich durch meinen Glauben, meinem Vertrauen, dass ich auf Gott setze. Gottes Liebe durchdringt meinen ganzen Körper und sie wärmt mich von Innen. Was für eine verheißungsvolle Aussage jetzt in der Adventszeit: Gott kommt in unsere kalte Welt und bringt Licht und Wärme. Dafür öffne ich gerne meine Herzenstür, damit dieser Feuer bei mir brennen kann.
Pfarrer Janosz König, Ev. Martin-Luther-Kirchengemeinde in Wildeck
11. Dezember …ganz leise …
Immer, wenn Frau Reich auf der Palliativstation war, besuchte ich sie. Eigentlich hieß sie anders. Aber ich nenne sie so, weil ich aus den Begegnungen mit ihr reicher herausgegangen bin.
Sie war etwa in meinem Alter.
Sie wusste, dass gegen ihre Krankheit kein „Kraut“ zur Heilung mehr gewachsen war.
Zuhause wurde sie von ihrem Mann und ihrer Familie unterstützt und begleitet. Auf die Palliativstation kam sie, wenn die Schmerzmedikation neu eingestellt werden musste. Oder wenn sie in anderer Weise stationäre Betreuung benötigte.
Sie war eine selbstbewusste Frau. Offen und geradeheraus. Klar und auch nachdenklich in ihren Worten.
Einmal erzählte sie von der kleinen Kirche in ihrem Dorf, die für sie ein besonderer Ort war. Ein Ort zum Stillwerden. Zum Kraftschöpfen. In ihrer Krankheit fühlte sie sich gehalten in einem großen Vertrauen.
Als ich bei einem meiner Besuche dabei war, mich zu verabschieden, sagte sie: „Bleiben Sie noch einen Moment. Sie haben so einen schönen Duft um sich“. Ehrlich gesagt, ich erschrak. Mit so einem Satz hatte ich in diesem Moment nicht gerechnet. Berührt, hilflos, ja schüchtern blieb ich an ihrem Bett stehen. Sie lag da mit geschlossenen Augen. Lächelte. Atmete tief und ruhig ein und aus. Wir schwiegen beide.
Nach einer Weile ging ich leise aus dem Zimmer. Sie lag immer noch da mit geschlossenen Augen und lächelte. Auch als ich schon lange gegangen war, spürte ich noch immer ihre Spuren in mir: ihre Klarheit. Ihr ganz-im-jetzt-Sein.
„Meistens wird Gott ganz leise Mensch, … wenn Menschen zu Menschen werden“.
Elke Henning, Klinikpfarrerin in Bad Hersfeld
10. Dezember Eine Adventsgeschichte
Diese Geschichte erfuhr ich vor etlichen Jahren:
„Wie mir am Tag der Menschenrechte der Heilige Martin begegnete"
Der Heilige Martin begegnete mir in Hamburg in der Haupteinkaufsstraße. Allerdings wurde mir erst später klar, dass es wohl der Heilige Martin sein gewesen sein musste. Ich war damals Mitglied in einer Ortsgruppe von Amnesty International. Am 10. Dezember, am Tag der Menschrechte, verteilten wir “ Die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, gedruckt in 1000 kleinen blauen Heftchen, umwickelt mit einem goldenen Bändchen und einem Stück Edelmarzipan. Der Tag war wie so oft: Der Himmel bleigrau, die Temperatur knapp unter null, die Luft nass-kalt. Die äußere Situation entsprach meiner inneren Verfassung. Ich war neu in der Stadt, der Zauber des Anfangs war einem Kampf gegen Heimweh gewichen. Auf der Mönckebergstraße waren Menschenmassen unterwegs auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für ihre Lieben. Ich hatte keinen Schirm, keine Regenjacke und eiskalte Hände. „ Heute, am Tag der Menschenrechte, wollen wir Ihnen diese gedruckt mitgeben. “, so versuchte ich die Texte an den Mann oder an die Frau zu bringen- mit wenig Erfolg. Die Leute suchten anderes. Da klopfte mir jemand auf die Schulter. „Du hast kalte Hände", sagte ein Mann zu mir. "Nimm meinen Handschuh“. Er zog sich einen seiner beiden Handschuhe aus und gab ihn mir. „ Ich sitze dahinten“, und er wies auf einen Stand irgendeiner iranischen Studentenorganisation hin. „Wenn du fertig bist, kannst du ihn mir zurückgeben“. Ich nahm erschrocken den fremden Handschuh entgegen. Er war mir zu groß – ein Männerhandschuh für meine mittelgroße Frauenhand. Aber er wärmte- mal die rechte, mal die linke Hand. Nach der Rückgabe des Handschuhs habe ich den Mann nie wieder gesehen. Die alte Geschichte vom Heiligen Martin und seinem geteilten Mantel halte ich seitdem nicht mehr für unvernünftig, sondern für berührend. Und Berührt-Werden ist ja der Anfang von allem, worauf wir hoffen.“
Pfrin. Friederike Quapp, Klinik- und Kurseelsorge Bad Hersfeld
9. Dezember Die Tür, die wärmt
Liebe Leserinnen und Leser,
ich würde meinen, das ist im Winter der Waldhessen „liebstes Kind“: Der eigene Kaminofen! Auf den Dörfern fehlt er in kaum einem Haus, und bei nicht wenigen wurde das Feuerholz im eigenen Wald geschlagen. Das braucht man nun, und ein Klötzchen nach dem anderen verschwindet durch die Ofentür. Wenn jetzt die Gradzahlen in den Minusbereich rücken, macht man diese Tür im Advent täglich auf für die wohltuende Wärme des Kamins und eine behagliche Atmosphäre in der heimischen Wohnstube. Allerdings: So richtig Wärme entwickeln kann der Ofen nur, wenn die Tür nach dem Holzeinlegen geschlossen gehalten wird. Dabei denke ich zugleich an die allgemeine Lage. Ist das, was der Ofen macht, nicht auch genau das, was von Mensch zu Mensch im Corona-Winter nötig ist und gut tut: Wärme entwickeln und abgeben bei geschlossener Tür? Der gemütliche Ofen kann im Advent zur Einladung werden, im Schein seines Feuers wärmende Worte zu verfassen. Sie können wunderbar wärmende Geschenke sein. Denn, trotz räumlicher Trennung, auch dann, wenn jemand sehr weit weg und Reisen und Begegnung gerade unmöglich erscheint: Im geschriebenen Wort ist die entfernte Person ganz nah da; fast so, als sitze sie gerade neben mir auf dem Sofa. Die Situation der geschlossenen Türen wird uns sicher noch über die Advents- und Weihnachtszeit hinaus begleiten in das kommende Jahr hinein. Der Winter ist noch lang, und insofern lohnt es sich schon jetzt, vorauszublicken auf die Jahreslosung von 2021, welche heißt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Luk 6, 36) Ein Vers, der uns schon jetzt fragt: Wem fehlt es an menschlicher Wärme, wer kann sie brauchen? Worte, die von Herzen kommen, machen warm ums Herz, sie sind Zeichen der Zuwendung in äußerlich kalter Zeit. Also: Legen wir in diesem Winter ordentlich nach: Mit Holz und auch mit guten Worten!
Pfarrerin Janina Richter, Pfarramt Ludwigsau 1
8. Dezember Die Tür des Lebens
Das ist unsere Tür des (Über)Lebens, durch die meine Frau und ich in allen Jahreszeiten vom Garten in den Keller gehen. Kartoffeln und einen wunderbaren Boskop Apfel halte ich in der Hand und freue mich darüber, was alles in Gottes guter Schöpfung, auch in unserem Pfarrgarten so wächst und gedeiht.
Angefangen bei den Kirschen im Juni, im Juli Johannis- und Stachelbeeren über spätsommerliche Zwetschgen und dann zum Abschluss des Obstjahres die Äpfel. Bosköpe, Ausbacher Rote und Gravensteiner. Ich bin dankbar, dass unsere Vorgänger eine Streuobstwiese mit vielen Apfelbäumen angelegt haben. Und wir ernten können. Die Bienen unseres Nachbarn bestäuben die Obstbäume im Frühjahr. Von Frühjahr bis zum Spätherbst kreucht und fleucht es in unserem Garten. Es ist wunderschön einen großen Garten zu haben und sich an Blumen, Wiese, Bäumen, Insekten, Vögeln und Kleintieren zu erfreuen. Die von Gott und ohne unser großes Zutun geschenkten Früchte und das Obst werden geerntet, verarbeitet, sofort gegessen oder über den Winter über die Tür des Lebens in den Keller gebracht und eingelagert.
Die Kartoffeln in m einer Hand stammen von Bio-Bäuerin Fischer aus Heimboldshausen. Einen Zentner pro Jahr „verputzen“ meine Frau und ich.
Ich bin auf dem Land und in der Landwirtschaft groß geworden. Deswegen liebe ich Kartoffeln oder „Krummbirnen“ wie sie auch in meiner Heimat heißen. Sie sind für mich das Symbol des Lebens und Überlebens. Auch sind sie ein gesundes und nachhaltiges Lebensmittel. Ob als Pellkartoffeln oder gekocht, als Offenkartoffeln oder Thüringer Klöße und natürlich als Kartoffelschnitze oder Pommes. Kartoffel gehen immer und überall. Äpfel und Kartoffeln, was will ein Hesse mehr! (Ja, natürlich auch ne Stracke oder Schwartenmagen, hmm…)
Sie sichern unser elementares physisches Überleben, stillen Hunger und machen satt. Sie kommen über die Kellertür als der Tür des Lebens zur Einlagerung in getrennte Räume des Kellers. Ebenso Säfte und Marmelade, alles was Gottes Schöpfung mit Sonne, Wind und Regen hervor bringen.
Dafür bin ich dankbar und freue ich immer wieder über die Fülle, den guten Geschmack, das bunte und appetitliche Aussehen von Obst, Gemüse und Lebensmitteln, die über die unscheinbare Hintertür des Lebens in unser Haus kommen.
Von Jesus stammt das Ich-bin-Wort (Johannes 10,9): „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.“
Hier geht es um seelische und religiöse Nahrung, die ebenso wichtig ist wie das physische Sättigen. Nehmen Sie Jesus mit in ihr Haus und in ihre Herzen und sie können auch geistig und seelisch gesättigt werden. Wenn er in ihrem Haus als Tür des Lebens ist, dann ruht auf und in diesem Haus mit seinen Menschen Glückseligkeit. Ihnen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Pfarrer Wilfried Marnach, Pfarramt Widdershausen
7. Dezember Türen sind Grenzen
Türen können offen und einladend sein, sie können aber auch fest verschlossen sein. Türen sind Orte, an denen man Grenzen überschreiten kann. Wäre da keine Grenze, bräuchte man keine Tür. Die Tür auf dem Foto ist für mich eine wichtige Grenze. Dahinter befindet sich das Zimmer, in das meine Frau und ich uns zurückziehen können, konzentriert arbeiten wollen. Die unverputzte Wand verrät es: Es führt kein einladender Weg dorthin, man muss durch den alten Dachboden hindurch. Während der Zeit des Lockdowns, mit home-schooling und KITA-Schließzeit, war dieser verborgene Ort besonders wichtig.
Der Advent ist eigentlich auch so eine Grenzüberschreitung. Die Grenze, die Gott in dieser Zeit überschreitet, ist wirklich unfassbar und eigentlich unüberwindbar: Er wird Mensch. Maria, die Mutter Jesu, wird in vielen alten Liedern und Gebeten als „porta coeli“, als Himmelspforte bezeichnet. Bildlich gesprochen ist sie die Tür, durch die der Messias die Grenze zur Menschheit, zu unserer Welt hin überschreiten kann. Er kommt durch diese Tür als einer von uns.
Mich erinnert der Advent daran, dass diese Pforte keine Einbahnstraße ist. Das Christkind hat den Himmel geöffnet. So sehr uns irdische Aufgaben und Sorgen auch beschäftigen, Jesus Christus ist die Tür zu etwas viel Größeren, zum Himmel. Die Grenze ist noch da, aber die Tür ist offen.
Pastoralassistent Dr. Martin Nitsche, Katholische Pfarrei St. Lullus
05. Dezember
Zuhause ist da, wo dein WLAN ist. Das Schild schenkte ich unserem Sohn vor ein paar Jahren und seitdem hängt es neben seiner Zimmertür. Ich glaube, dass viele Menschen den Satz unterstreichen können. Zuhause ist da, wo ich unbegrenzten Zugang zu allem habe, was mir wichtig ist: kein Passwort für das Internet eingeben muss, für den Kopierer keinen Code brauche und ganz ohne Geld einen Becher Kaffee bekomme.
Wenn man dem Schild glaubt, kann das Zuhause eigentlich überall sein … Hauptsache, ich habe eine kostenfreie Verbindung zu dem, was mir wichtig ist, Hauptsache, da sind Menschen, vor denen ich meine Herzenstür öffnen kann.
In diesem Advent ist so vieles anders. Die gewohnten Rituale, Feiern und auch so manche Trubeligkeiten fehlen. Gerade in dieser ungewöhnlichen Adventszeit wird mir klar: Advent kann es zu jeder Zeit und in jeder Situation werden, solange die Verbindung zu Gott stimmt. Hauptsache, ich habe eine völlig kostenlose Verbindung zu dem, der mir Frieden schenkt, Hauptsache, Gott öffnet mir seine Tür und lässt mich still werden. Mein Zuhause bei Gott kann überall sein. Hauptsache, ich kann voll Vertrauen singen: „Komm oh mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.“
Julia Kaiser, Pfarrerin
4. Dezember
Der Weg zum Eingang der katholischen Kirche St. Robert in Heringen führt direkt am mächtigen und freistehenden Kirchturm vorbei. In das Innere des Turmes kommt man durch zwei Flügeltüren, die bisher jedoch immer verschlossen waren, weil dahinter das Gartenwerkzeug lagert und der Mähtraktor parkt. Bedingt durch die Corona-Auflagen öffnete sich nun im Herbst zum ersten Mal dieses Turmportal für die Kirchenbesucher und der Turm bekam mit einem mal eine ganz neue Bedeutung. Denn wer durch die Kirchtür will, der muss erst durch die Turmtür gehen, um sich dort, windgeschützt und trocken, in die Anwesenheits- und Anmeldeliste für den Gottesdienst einzutragen. So öffnet uns nun die eine Tür den Zugang zur Gottesdienstgemeinschaft. Und wer zur richtigen Zeit kommt und am Sonntagmorgen vielleicht noch ein wenig schläfrig ist, der ist dann auch mit einem Mal hellwach, wenn plötzlich von oben das Glockengeläut zur Heiligen Messe ganz unmittelbar und laut einsetzt. Man könnte sagen, ein echtes und unüberhörbares „Wachet auf, ruft uns die Glocke sehr hoch auf der Zinne“, wie es in Abwandlung des bekannten Adventslied heißt. Und wach sein, dass müssen wir in diesen Tagen des Advents ganz besonders. Wachsein, vor allem für das Kommen unseres Retters Jesus Christus, für das Fest seiner Geburt. Aber auch wach und wachsam sein für gute und sichere Begegnungen mit unseren Mitmenschen und für unser Miteinander an einem Weihnachten in schwierigen Zeiten.
Andreas Bieber, Pfr.
3. Dezember
Die Tür führt aus meinem Pfarrhaus ins Gemeindehaus und damit hinaus – dorthin, wo die Menschen sind. Ich gehe gerne durch diese Tür, weil ich gerne bei den Menschen bin. In diesem Jahr bin ich nicht so oft durch die Tür hinaus gegangen wie in den Jahren zuvor. Das ist mir schwergefallen, denn mein Verständnis ist: Durch diese Tür will ich so häufig wie möglich gehen, um dort zu sein, wo Gemeinde und Leben stattfinden.
Die Tür hat noch eine Besonderheit, die auf dem Bild kaum zu sehen ist. Rechts habe ich eine sog. Mesusa angebracht. Sie kommt aus der jüdischen Tradition. Wenn Juden daran vorbeigehen, berühren sie die Mesusa oft und sprechen ein kurzes Bittgebet. Die Mesusa erinnert daran: Wenn Du hinausgehst, dann halte dich an Gottes Gebote.
Ich gebe zu, dass bei mir die Mesusa nicht immer Beachtung findet. Manchmal muss alles schnell gehen, ich schnappe nur noch den Schlüssel und raus geht es. Aber hin und wieder entschleunigt mich die Mesusa neben meiner Tür. Ich gehe dann anders in die Gemeinde, in die Welt. Ich achte bewusster darauf: Geh respektvoll mit den Menschen um, denen du begegnest. Schau nicht mit Neid auf andere. Gott ist mit dir auf dem Weg.
Für die Adventszeit nehme ich mir vor, nicht zu schnell oder zu hektisch das Haus zu verlassen, sondern bewusster und achtsamer durch die Tür zu gehen – und öfter als sonst die Mesusa zu berühren im Bewusstsein: Gott geht mit.
Pfarrer Michael Zehender, Neuenstein
2. Dezember Vor und hinter der Tür
Die Türchen des Adventskalenders stehen letztlich für das menschliche Leben, eine Geschichte von Türen – die sich öffnen, durchschritten werden oder nicht, verschlossen bleiben.
„Eine Tür kreischt und schlägt zu“ – siebenmal findet sich diese Bemerkung im Drama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert, das er vor rund 75 Jahren geschrieben hat. Fünfmal spricht darin der Kriegsheimkehrer Bleckmann von seinem Elternhaus, von „unserer Tür“ als Inbegriff seiner Hoffnung auf Nach-Hause-Kommen. Doch niemand öffnet ihm. Er bleibt im wahrsten Sinn des Wortes im Regen stehen, in der Nacht, auf der Straße, draußen vor der Tür. In seinem Schicksal spiegelt sich das vieler Menschen. Er hat das Gesicht von Straßenkindern, das Gesicht eines Alkoholikers, das Gesicht eines Corona-Infizierten, das Gesicht des Familienmitglieds, dessen Lebensführung für uns unangenehm ist. Vielleicht ist „der vor der Tür“ an Alzheimer erkrankt und lebt nun - wie Arno Geiger seinen dementen Vater beschrieben hat - als „alter König in seinem Exil“, nicht daheim.
Der Gott, an den Christen glauben, will Türen öffnen – damit Neues geschieht, für andere und an einem selber. Was ist das für ein Vorgang, wenn jemand oder etwas wirklich sich öffnet, aufgeht, Verbindung herstellt? Jesus sagt von sich: „Ich bin die Tür.“ Und sinngemäß: „Auch Du bist eine Tür.“ Für die draußen vor der Tür.
Pfarrer Bernhard Schiller. Kath. Kirchengemeinde St. Lullus
1. Dezember: Macht hoch die Tür
Eine besondere Tür zum Hochmachen ist die Einstiegsluke in die Glockenstube der Kirche in Asbach. Man steht auf einer hohen Holzleiter, man muss die Türklappe hochstemmen und dann werden die drei Glocken und der in die Höhe spitz zulaufende Dachreiter sichtbar. Es ist immer wieder aufregend und wunderbar diese Tür hoch zu machen.
Macht hoch die Tür; dieses beliebte Adventslied schrieb einst der Pfarrer Georg Wessel in Anlehnung an den Psalm 24. Anlass war die feierliche Einweihung der Altgroßgärter Kirche im ostpreußischen Königsberg am 2. Advent 1623.
Im Evangelischen Gesangbuch ist das Lied Macht hoch die Tür die Nummer eins. Es ist sozusagen das Eingangstor in die Adventszeit, und es darf beim Gottesdienst am 1. Advent eigentlich auch nie fehlen. Besungen wird das Kommen des Heilands der Welt, Jesus Christus. Er kommt als König, aber nicht mit Macht und Gedöns, sondern mit Sanftmütigkeit, Barmherzigkeit, Gnade und Freundlichkeit. Er macht sich nicht demonstrativ und plakativ bemerkbar, sondern zieht durch die Türen der Herzen in die Welt ein.
Es ist immer wieder aufregend und wunderbar, ihm in der Vorbereitung auf Weihnachten die eigene Herzenstür zu öffnen. Ein Spalt weit genügt da schon für den Anfang. Dann wird er mit Wärme und Wahrheit und Liebe in unser Leben kommen.
Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. … Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Pfarrer Simon Leinweber, Ev. Kirchengemeinde Asbach-Eichhof